Wer fragt, führt! – Ballwechsel als Dialoge verstehen

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Sicher kennst Du aus der Gesprächssteuerung den Begriff “wer fragt, führt”. Beim Badmintonspielen wendest Du genau das praktisch an. Denn mit jedem Schlag, den Du ausführst, stellst Du Deinem Gegner eine Frage. Das tolle ist, wenn er den Ball zurückspielt, beantwortet er diese Frage. Nach einigen Ballwechseln kannst Du wahrscheinlich ein Antwortmuster erkennen und Deine Taktik erfolgversprechend anpassen.

Dein Gegenüber auf der anderen Seite des Badmintonfeldes kann Dir gar nicht “nicht” antworten, denn dann würde er den Ball nicht spielen und Du hättest den Punkt sofort gewonnen. Werde Dir bewusst darüber, welche Fragen Du mit Deinen eigenen Schlägen stellst. Hier einige kurze Beispiele zur Veranschaulichung:

  • Mit einem hohen Aufschlag stellst Du die Frage, wie gut sind Deine Überkopf-Angriffsschläge? Kannst Du besonders hart oder verdeckt schlagen oder sogar Täuschungen spielen? Beherrschst Du  Schnittschläge?
  • Mit einem kurzen Aufschlag stellst Du die Frage, wie variabel Dein Gegner bei der Annahme im Unterhandbereich ist? Hat er kreative Lösungen oder Täuschungen oder spielt er ganz einfach der Hand-folgend kurz oder lang?
  • Mit einem Schmetterball auf die Rückhandseite Deines Gegners stellst Du die Frage nach der Abwehr-Qualität! Oder genauer, kannst Du noch lang abwehren? Kannst Du weich cross abwehren? Kommen Deine Abwehrschläge auf einen harten Smash mit Deiner Rückhand immer nur gerade kurz hinter das Netz?

Wir könnten jetzt noch unzählige Situationen beschreiben, aber viel wichtiger ist, dass Du Dir bewusst darüber wirst, was Du mit Deinen Schlägen bezwecken willst und welche Fragen Du stellst.

Erwarte dann die Antworten und speichere die Lösungen Deines Gegners!

Nach kurzer Zeit hast Du für einige Spielsituationen sicherlich Ideen wie Dein Gegner wohl Antworten wird. Vielleicht kannst Du mit dieser Erkenntnis schon den einen oder anderen Ballwechsel oder sogar das ganze Spiel für Dich entscheiden.

Als Spieler ist das während eines Spieles nicht leicht umzusetzen, ohne gleichzeitig einen Teil Deiner Spielqualität einzubüßen (Stichwort: Fokussierung). Daher ist es natürlich von Vorteil, wenn Du einen Coach an Deiner Seite hast, der diesen Job übernimmt und Deinen Gegner versucht „von außen“ zu “lesen“.

Wie stelle ich das eigentlich an, den Gegner zu lesen? Ich kenne viele, die sich das schon gefragt haben. Andere wiederum halten das für keine große Kunst: “Na da brauchste doch nur kieken, haste doch Direkt vor Deiner Nase!”

Na ja, aber worauf soll ich denn schauen? Einfach nur ansehen und staunen reicht wohl eher nicht. Hilfreich sind zumindest einige Anhaltspunkte, mit denen Du zielsicher zu belastbaren Infos gelangst.

Unser Tip: Ein kleiner Analysebogen macht sich dabei ganz gut. Den sollte jeder Coach für sich allein anfertigen, je nachdem, was für Ihn wichtig ist.

Aus unserer Sicht sollte eine kleine Skizze des Badmintonfeldes und wenigstens ein paar kurze Hinweise darauf sein – Hinweise jenes, worauf Du besonders Acht geben möchtest. Eine allgemeine Einteilung in die vier Spielsituationen Aufschlag, Übergang, Angriff, Abwehr, oder eine sehr individuelle Betrachtung des Gegners bei Stärken und Schwächen sind denkbar.    

Die Fehlerquote des Gegners ist sicher eine wichtige Sache! Hier kannst Du sehr leicht zu einem Ergebnis gelangen, in dem Du in Deiner Skizze des Feldes per Strichliste den Ort des Fehlers markierst. Wenn sich z.B. eine Häufung der Striche auf der Vorhandseite im Netzbereich abzeichnet, hast Du schon etwas herausgefunden.

Hat der Gegner einen oder mehrere Winnerschläge? Wiederholen sich Schläge, die mir Sorgen bereiten, oder die ich nicht zurückspielen kann? Kann ich diese Möglichkeiten für den Gegner reduzieren oder sogar vermeiden? Hab ich dafür die richtigen Werkzeuge?

 Beantworte diese Fragen, dann kann es schon viel einfacher werden.

 Wo tut es meinem Gegner weh? Wo hat er Schwächen?

Das herauszufinden macht mir immer besonderen Spaß, denn meiner Meinung nach ist das viel entscheidender, als „WAS KANN ICH SELBER GUT?“.

Aber, wenn es zwischen einer meiner Stärken und einer der Schwächen des Gegners ein Match gibt, dann sollte ich das möglichst oft nutzen.

Wenn Du jetzt nach dem Geheimnis eines guten Coaches fragst, ist das noch nicht die Antwort gewesen. Das Beobachten des Gegners ist aber sicherlich eine wesentliche Voraussetzung, um im Spiel erfolgreich zu sein.

Nach der Beobachtung folgt die Auswertung und das Ziehen der richtigen Schlüsse für sich selbst oder, als Coach, für seinen Athleten. Was ist spielentscheidend? Kann der Spieler das umsetzen? Hier verbirgt sich die wahre Kunst. Hierzu folgen demnächst weitere Artikel. Stay tuned!

Dein Starminton-Team

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